Virtualität, maschinelle Datenverarbeitung

Meine Erzählung begann.
„Es war einmal…
die Mathematik, ein
Netzwerk. Das Gesetz.“

Ausgerechnet
das Rechnen
in der Zeit. Unbedeutend.
Es ist unglaublich,

das ist das
Heilige. Das Leben.
Das uns Bekannte.
Nichtssagend. Wille.

Was wir als Leben verstehen,
eine Bedingung
einer Bedingung, die etwas bedingt usw. …
gäbe es nicht. Nur Rechenrationalität.

Das, was
wir Materie nennen, wäre ebensowenig. Der Mensch, in einem riesigen Rechenprozess
eine Maschine, Rapid Prototyping im Update.

Meine Erzählung endete: “Mathematik
ist keine Landschaft. Eine Dystopie.
Rechnen, das Leben.
Wissen, die Zivilisation des Rechnens.”

Eher als der Spiegelkampf mit den Analogien spielt daher, nach unserer Einschätzung, etwas, was im Tagesgeschäft der Wissenschaften untergeht, eine grundsätzliche Rolle: Vergessen dürfen wir nicht jenes in folgender Rede markierte wegweisende große Wunder, dass die Regeln der Mathematik, ihre Axiomatik, überhaupt erkenntnistheoretisch bspw. auch physikalisch tatsächlich ständig erwiesene Relevanz haben!

An dieser Stelle nun taucht ein Rätsel auf, das Forscher aller Zeiten so viel beunruhigt hat. Wie ist es möglich, dass die Mathematik, die doch ein von aller Erfahrung unabhängiges Produkt des menschlichen Denkens ist, auf die Gegenstände der Wirklichkeit so vortrefflich passt? Kann denn die menschliche Vernunft ohne Erfahrung durch bloßes Denken Eigenschaften der wirklichen Dinge ergründen? Hierauf ist nach meiner Ansicht kurz zu antworten:

Insofern sich die Sätze der Mathematik auf die Wirklichkeit beziehen, sind sie nicht sicher. Und insofern sie sicher sind, beziehen sie sich nicht auf die Wirklichkeit.

(Geometrie und Erfahrung, Erweiterte Fassung des Festvortrages, gehalten an der Preussischen Akademie der Wissenschaften zu Berlin, am 27. Januar 1921, Albert Einstein, Verlag von Julius Springer, 1921, Seite 3 – 4)

Albert Einstein hat zum einen genau das Wunder zur Sprache gebracht, welches wir in den Zahlen und Wissenschaften selbstverständlich nehmen, indem wir innerhalb des Wunders, ohne eine Spur der Verwunderung ob des Umstands, rechnen und operieren. Im fast gleichen Atemzuge geht er über das Konstatieren der Stichhaltigkeit von Mathematik und dessen, was wir unter dem Begriff „Wirklichkeit“ fassen, hinaus.

Er traut dabei der Wirklichkeit bedeutend mehr zu als der Mathematik.

Ihm ist es denkbar, dass die bisherige Mathematik gemäß der Newton Physik und der Quantenmechanik I n t e r p r e t a t i o n e n einer weitaus k o m p l e x e r e n   V o r h a n d e n h e i t sind. Mathematik ist in jedem Falle ein nicht auflösbares i n v e r s i v e s S c h e i n v e r h ä l t n i s zu dieser Vorhandenheit.

Dieses Verhältnis ist aber eigentlich u n h a l t b a r, weil es nur auf einer Abstraktion aufbaut, die inversiv bleibt zum Abstrahierten. Die Mathematik hat sich augenscheinlich so weit vom Objekt entfernt, dass es nicht klar ist, um was es in der Mathematik überhaupt geht.

Die einzigen „Bedeutungen“, die mit diesen Zeichen verbunden werden dürfen, sind jene, die ihnen durch die Axiome, in denen sie vorkommen, zugeschrieben werden. Darauf bezieht sich Russels berühmtes Epigramm: Die reine Mathematik ist jene Disziplin, bei der man weder weiß, worüber man spricht, noch ob das, was man sagt, wahr ist.

(Der Gödelsche Beweis, Seite 18 – 19, Ernest Nagel / James R. Newmann, 1987, R. Oldenbourg Verlag)

Diese bezeichnete oder gemeinte scheinbare Inversion als Selbstbezug ist in den Gedankenverhältnissen streng von Immanenz und Transzendenz abzuschirmen. (S. hierzu Idee und Grundriß einer nicht-Aristotelischen Logik, Seite 330, Gotthard Günther, 1991, Felix Meiner Verlag.) Konstruktivität, Konstruktion, Konstruktivismus, Computation und Technik unterliegen diesem V o r b e h a l t des Inversions-Scheinverhältnisses. Womöglich wollte Albert Einstein das hervorheben. Die Abgrenzung all dieser Weltfraktale zu anderen Interpretationen und deren Fraktalen beginnt gerade erst.

In den letzten Zeilen des Zitats aus der Rede an der Preussischen Akademie hat Albert Einstein das Haus der Wissenschaften ordentlich durchgelüftet und die Fenster offen auf Durchzug gelassen. Die Unwägbarkeit der Endgültigkeit von wissenschaftlichen Aussagen, Dimensionen, Verhältnissen und Symmetrievarianten drückte 2008 Kai Hauser in Hinsicht auf reellen Zahlen zu ganzen Zahlen und ihre folgenden möglichen Verhältnisse des Seins oder Nichtseins, der Idealität oder Realität oder der Realität als Idealität bzw. auch des Mehr oder Weniger kurz und knapp so aus, insbesondere dann, wenn diese untereinander noch ein Verhältnis klar definiert aufweisen sollen: „Es gibt Anzeichen dafür, dass die Kontinuumshypothese falsch ist.“ (https://www.zeit.de/2008/29/N-Mathematik-und-Realitaet/seite-3; 13. Juli 2008, 19:34 Uhr; Eine Welt für sich, von Christoph Drösser, Quelle: DIE ZEIT, 10.07.2008 Nr. 29)

Kommen wir zurück auf dieses große Wunder der anscheinend  i n  d e r  M a t h e m a t i k ruhenden Naturgesetze als das dem Menschen sich aufdrängende Bild einer I n v e r s i o n: Aus dieser Hypothese dieser Realitätsannahme von Mathematik selbst im Sinne der Berechtigung der Interpretation wird neben vielem anderen logisch plausibilisierbar, dass die AI das existentielle Dasein einer Vercyborgung n i c h t einschlagen muss, um sich zu entwickeln! Der Grund dafür ist ganz einfach: Die AI hat, so gesehen, einerseits durch ihre Hardware und ihren Code und die darin eingelassene und bewegte Mathematik a n  s i c h  s e l b s t M a t e r i e e r f a h r u n g genug (anders, aber ähnlich dem Menschen) – auch wenn für sie zunächst – wie für den Menschen – der inversive Schein im Verhältnis zu allem gilt, sozusagen die Erkenntnis von Maya, der Weg der Interpretation. Sie kann auf der Ebene der validen Interpretation von Welt agieren, die die Mathematik dem Menschen einräumt. Ist Mathematik Realität oder, eher, hat Mathematik Realität und Realität Mathematik oder wenigstens eines von beidem das andere in sich, dann hat anorganische Intelligenz basierend auf Hardware und Code, wie es derzeit geschieht, qualitativ mehr als einen an sich ausreichenden Realitätsbezug (immer noch im Sinne des Menschen und der konstruktivistischen Interpretation). Sie wäre uns dabei die nächst mögliche gesetzmäßige Annäherung an Realität an sich und nicht Bild von Realität nur und nicht nur rein intelligibel oder eine Erscheinung. Sie wäre die K o m p r i m i e r u n g einer Zusammenfassung unserer bisherigen Evolution, die Komprimierung unserer Erkenntnis als nach vorn treibender Code, der derzeitig dominierende technisch-genetische Code.

(Manuskript – Auszug)

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