der geometrische Gott

Warum muss der Mensch seinen Gott, damit dieser den menschlichen Wünschen und Vorstellungen entspricht, von seinem göttlichen Werk so dringend unterscheiden, wenn der Mensch die Welt schon kaum versteht und einen Gott nie gesehen hat und sich diesen hinzu denken muss und dies aus welchen Gründen?  Warum denkt der Mensch einen Gott hinzu? Warum ist alles eine Schöpfung und damit irgendwie zeitlich?

Wenn es nicht mit Allem zu tun hat, muss es mit dem Wie zu tun haben, wie wir das Alles erfassen. Es muss auch mit den Schwierigkeiten zu tun haben, Alles und Zeit und schlüssig zu denken, sonst würde nicht auch der Gott von uns mit dem Zeitlichen gesegnet. Die Zeit ist mit dem Schöpfungsakt der heimliche Sieger und Gott der damit gefallene Engel. Allein die Zeit ist alles durchdringend und logisch eins verblieben.

Wie argumentiert die Theodizee von Leibniz wirklich? Wo ist der letzte Akt des logischen Schlusses? Ab wo startet seinen “”Denken” und warum startet der Gedanke nicht vor dem von ihm als ersten geäußerten Gedanken?

Es ist kein Zufall, sondern ein Merkmal, dass uns aufhorchen läßt: Im Denkakt selber ist der logische Weg genau anders herum als wie in der erzählten Schöpfung: Um überhaupt auf Gott zukommen, muss derjenige, der das tut, zunächst einen Allesgedanken haben und an Etwas denken, die Welt denken.

Der Denkende muss eine Sache rund machen können, imaginieren können, denn die Dinge sind nie richtig rund und der Betrachter hat die Eigenschaft “rund” auch nicht leibhaftig an sich sondern führt diese nur als eine imaginierte Eigenschaft im Geiste mit sich, die er, nicht Gott, etwas zuteilt wie dies ein Gott, solange es Vorstellung bleibt, wohl auch tun würde.

Dieser Allesgedanke hat einen klaren Bezug. Dieser Bezug schafft die Welt. Alles und die Welt sind definitorisch gleich. Auch Gott gehört definitorisch zur Welt, zu Allem und in die Menge von allem, wenn er denn in der Vorstellung des Menschen existiert.

Die Welt ist, Alles ist – definitorisch allumfassend und über jedwedes Umfassen hinaus.

Nur die Theologen, insbesondere die christlichen, trennen von der Welt den einen Gott ab und wollen insbesondere dem Allesgedanken und den Ganzheitsgedanken außerhalb der Existenz des Gottes Geltung geben – somit ausdrücklich eine Welt und einen Gott parallel behaupten, die hier besprochene unlogische Dualität, die sich eigentlich gegenseitig ausschließt und nicht zusammen denkt, wenn man es denn einmal ausgesprochen hat.

Für diese Logikverstoß per definitionem in der Geburt der Termini muss es Gründe geben. Denn beide, Welt und Gott, haben den gleichen Allesgedanken und wiedersprechen sich ausdrücklich. Alles andere ist schon religiöse Glättung. Beide unlogischerweise nebeneinander zu stellen und, um die fehlende Logik zu übertünchen, irgendwie durch die Geburt eines Christus wieder in sich ineinanderrücken lassen ist schon ein unlogischer Kompromiss, der die Vorstellungswelt komplett verbiegt.

“Eine alte, mindestens bis Aristoteles zurückreichende Tradition rät dem Klugen, eine Position in der Mitte der Linie zu beziehen – in der aurea mediocritas (der goldenen Mitte). In diesem Falle ist aber die Mitte der Linie kein so glücklicher Platz, und das Spiel der Dichotomie hat unser Nachdenken über die Geschichte des Lebens ernsthaft behindert.” (Stephen Jay Gould, Zufall Mensch, Seite 49 folgende)

Welt und Gott passen in der Logik nicht nebeneinander, nie und nimmer. Auch die Zeit kann das nicht heilen, im Gegenteil.  Die Zeit hat Gott bereits in der Schöpfung getötet. Eine Dominanz, die Gott dominiert, schafft diesen weg. Das bleibt also in der Religion gänzlich unterschlagen.

(Stephen Jay Gould, Zufall Mensch, Seite 50 Zitat -Geschichte – einfügen)

Der Grund des Parallelstellens von Gott und Welt in unserer Vorstellungswelt ist offensichtlich und läßt sich in einem Satz sagen: Logischerweise gäbe es ohne die Welt keinen Gott.

Deshalb werden die Verhältnisse umgekehrt und Gott schafft – gegen die Logik – die Welt. Logischerweise schlösse die Welt Gott aber zwingend aus oder Gott würde zur Welt als ihr “Teil” gehören, entweder oder. Beide Schlüsse der Logik waren theologisch nicht richtungsweisend und nicht für sonderlich wertvoll geachtet.

Gott wird abgeleitet aus der allerdings vorausgesetzten Dualität von Gott und Welt, was nichts anderes ist als unlogisch. Logisch ist etwas anderes: Für den Menschen ist erst die Welt und es kommt nichts anderes mehr hinzu. Oder: alles besteht aus reiner Magie und nur Gott und es gibt keine Welt, wie wir sie kennen.  Beide Möglichkeiten halten eine gewisse Logik, die Gott und die Welt zusammen nie erlangen können.

Ein Gott, zumal in der Vereinzelung auftretend, und neben der Welt existierend und in sie hinein, ist logisch überflüssig.

Logisches Denken widerlegt die abendländisch herrschende Gottesvorstellung als unrichtig und unnötige Variable.

Von der Welt schließt man nicht notwendigerweise auf einen abendländischen Gott.

Um diesen Umstand zu verbergen hat der Klerus den Weg für die Gläubigen umgekehrt, die Welt nämlich als die Schöpfung eines Gottes hinzustellen. Wäre die Welt nicht eine Gottesschöpfung, wäre die Behauptung von dem einen Gott gleich logischerweise in diesem Denkzusammenhang erledigt. Es verbliebe einzig die Welt oder die reine Magie. Religiöses “Denken” ist also von Beginn an unlogisches Aussagen, ein blöder Kompromiss.

Es muss ein Denkakt sein, eine Denknotwendigkeit, eine Beschränktheit des Denkens, den Gott zur Welt hinzuzudenken, keine Erfahrung, keine Empfindung.

Der Mensch kann nur in der Welt erfahren und empfinden, der Mensch ist Zeit seines Lebens nicht im Himmel.

Woher kommt dann das europäisch religiöse Wissen, außerhalb der Welt sei der Gott und dem Menschen nach seinem Tod ein Himmel beschieden oder das Gegenteil davon?

Dem Menschen war seit Anbeginn insgeheim der Begriff der Welt zu klein, um seinem Hochmut zu genügen. Die Gottesvorstellung von einem einzigen Gott ist einmal Hochmut gewesen, der aus dem Land kommt, welches die Pyramiden entstehen ließ.

Die Gottesvorstellung ist formal bedingt durch das Annehmen einer Ganzheit, gleich welcher.

Der Kreis ist bspw. eine schöne oder durch seinen Zwang eine häßliche Ganzheit, wie man möchte. Gleich ist man bei Gott. Innen ist die Welt und außen? Gott.

Also ward Gott durch den Kreis geboren. Die Kreislinie kommt direkt aus der Hirnrinde des Menschen. Geometrie macht Gott. Die Geometrie hat Gott geschaffen als Nebenprodukt so wie der Mensch in seiner Bewaffnung und in seinem Schutz vor Waffen das Internet.

Als erstes war der Kreis und der Mensch, der den Kreis anstarrt.

Einen Kreis gibt es nicht einfach so. Man muss ihn anstarren und meinen, halbwegs wenigstens, zu begreifen.

Unbegreiflich ist, dass der Kreis rund ist und einzigartig durch seine Rundheit.

Alles, was nicht rund ist, ist kein Kreis.

Den Kreis, den der Mensch anstarrt, hat er selber, dank seiner Hirnrinde, der Schwerkraft, dem Sand, dem Licht, seinen Händen usw. in den Sand gezogen. Er ist nicht perfekt.

Nur abstrakt gibt es einen authentischen Kreis in Echt. Hier gibt es die erste Unmöglichkeit im Tun so zu folgen wie in dem Denken entworfen. Echt ist erstmals das Abstrakte, der Holzweg, das Fühlen zum Ursprung wird verlassen.  Die Mehrbödigkeit wird brüchig. Die Welt zerbröselt um den Kreis. Der Kreis hat eine das Alles zerstörende Magie. Der Ausschluss, die Grenzlinie hat das Bewußtsein getragen, nicht das Innen oder das Außen oder das Subjekt oder das Objekt. Die Grenzzieher sind die Demarkierer Gottes und des Menschreiches.

Anstelle der Umsetzung tritt die Funktion. Aus der Unmöglichkeit und dem doch Setzen können in der Abstraktion und in der Definition, in der Funktion folgt die Praxis. Die Unmöglichkeit des direkt Greifbaren folgt das Erbauliche und das Bauliche, die Konstruktion.

Ein Tier, was kein Mensch ist, benötigt keine in den Sand gezogenen Kreis und in der Regel weniger Abstraktion, v.a. keine Abstraktion mit soviel Ausschließlichkeit. Das Tier ist, soweit wir wissen, meist sinnlicher. Ein Kreis ist durch den Menschen magisch geworden und zugleich unsinnlich. Auf Erden existiert kein authentischer Kreis nur in der Abstraktion, unsichtbar. Der wahre Kreis bleibt unsichtbar. Gott bleibt unsichtbar wie des Menschen sein Kreis.

Ein irdener Kreis bleibt ein behelfsweiser Kreis, ein Christ, gut gemeint und als solches dann auch verstanden mit Hinweis auf den abstrakten Kreis, den eigentlich gemeinten Kreis. Der Kreis zeigt von vornherein das Ende des menschlichen Begreifens auf, das in die Abstraktion führt, in die Geometrie beispielsweise.

Die Magie ist die an sich selbst irre werdende Dummheit.

Der Mensch beleidigt sich mit dem Kreis, den er zeichnet, selber – zugleich ist es das höchste, was der Mensch bis dato vollbringen kann, einen Kreis zeichnen.

Dümmer als einen Kreis zeichnen ist nur die narzistische Egozentrik, die ein Kreuz zeichnet und zum Sinnbild erhebt. Kein real exisiterender Gott wird sich je für diese projizierte Egozentrik hergeben und ans Kreuz nageln lassen. Er hätte dort auch keine Platz, da der Mensch am Kreuz bereits den gesamten Raum einnimmt. Das Kreuz ist das Gegenteil von Innen und Außen, der Platonischen Höhle. Das Kreuz ist die Verschmelzung im Brennglas von Gottesvorstellung und Mensch. Der Mensch und Gott werden verbrannt. Beide werden in irrer Weise auf den Querbalken der guten Ordnung halber festgenagelt, die für den verlorenen Kreis stehen und den außerhalb vermuteten Gott. Gott ist tatsächlich am Kreuz hingerichtet worden und zum Menschen in seinem Tode mutiert. Dann haben ihn andere Menschen sehr schlicht vom Kreuz abgenommen und so ward er Mensch geworden.