Die Nachteile der Vernunft

Abschied von der Wahrheit
Überlegenheit Und Unterstellung

Die Nachteile der Vernunft
„§.224.
…. – Die Vernunft kommt an die Welt, mit dem absoluten Glauben die Identität setzen und ihre Gewißheit zur W a h r h e i t erheben zu können, und mit dem Triebe, den f ü r  s i e  a n  s i c h nichtigen Gegensatz auch als nichtig zu setzen.“ (Logik, Enzyklopädie, Seite 222)

Die lebensfroheren, wenn es je solche gegeben hat, Philosophen haben nie eine vernünftige Welt gesetzt und sogar Hegel nicht.

Hegel hat die Vernunft als nicht von dieser Welt “gesehen” und damit die Bewandnis ihres gottgleichen Anspruches herausgestellt, einem Anspruch von gleicher Position aus, in ihrem Anspruch dem einen Gott konkurrierend. Notgedrungen wurde die Vernunft bereits für ihn damit von Außerhalb, an die Welt kommend, gesehen, nunmehr beide, Gott und Vernunft von Außerhalb kommend.

“Mit zusehends höherer Geschwindigkeit konstruieren wir den Informationsprozess nach, der unserer Biologie zugrunde liegt – eingeschlossen den unserer Gehirne.” (Ray Kurzweil, Das Geheimnis des menschlichen Denkens, Seite 4, lola books)

Wie überhaupt die Vernunft als ein Extra von Außerhalb kommend gedacht oder verstanden werden kann, erscheint aber heute, Zweihundertjahre später, uns in gewohnter Alltagsperspektive sehr unlogisch, für die Welt, für die Vernunft, wie auch für den Aussagenden, selbst wenn das Räumliche als eine Metapher zu verstehen sei. Hegel hat es auch nicht räumlich sondern reflexiv bzw. geistig gemeint. Wobei eben zu finden wäre, wie das Reflexive tatsächlich in seiner Logik läuft und was es mit seinem räumlichen Bild befriedigend leistet und was nicht und wie das Räumliche im Reflexiven als Bild dann abgelöst durch ein reiner Reflexives nicht mehr da wäre oder anders da wäre, umgewandelt verblieben wäre, abstrakter, geistiger vielleicht. Dies müßte zunächst, so wenig oder so viel abstrakt wie nötig, verstanden werden.

Immerhin hat Heidegger, um im “Tief”-sinn voran zu kommen, das Reflexive und im Gleichsinn auch selbstverständlich das Mechanische in seinem Fokus, so weit es geht, unterdrückt, um “über” das, was er dann mit Dasein schildert, zum Sein ursprünglicher, wesentlich zu kommen. Niklas Luhmann hat, im Ausgangsmoment methodisch in dieser Grundsätzlichkeit ähnlich, den Weg der Darstellung über das Bewußtsein und seine Schleifen direkt, so gut es ging, ausgelassen und den Menschen als seinen Begriff von sich selber bereits weitgehend ganz als Terminus aus allem hinausgeschmissen, sogar auf ihn selbst hin, hinausgeschmissen und durch die Funktion, die Operation verknüpfter selbst- und fremdreferenzieller Systeme ersetzt, um wenigstens die Lebensweise, in die der Mensch heutzutage eingebettet ist, überhaupt beschreiben und ein klein wenig verstehen und mitteilbar machen zu können.

Das Menschliche, den Menschen und seine Miteinander als lebendige Mehrzahl ging Niklas Luhmann also nur an, ohne direkt den Menschen anzuzielen oder genauer gesagt, ohne den Menschen anzuzielen, den wir vermeintlich allzu gut als Einzelstück in seiner traditionellen Abstraktion kennen. Durch die Sinne und das Bewußtsein zum Beschriebenen hindurch führt für ihn nicht mehr das Bewußtsein als Spiegel zum Funktionalen, welches für ihn unter Auslassung der alten Herangehensweise sehr wohl noch zu beschreiben zu ist, sondern das Funktionale bleibt unter sich und wird als solches, aus ihm selber heraus, den selbstgesteuerten Systemen adäquat abgehandelt. Daher benötigt Luhmann bei aller rauschhaften Freude am Paradoxen dann auch keine Begriffe wie “Sein”, “Existenz”, die etwas ursprüngliches verbürgen müssten und aus Sicht des Beobachters unter ständige Gleichzeitigkeit hinter einem traditionellen Zeitbegriff, Fortgang und Ewigkeit, Ausharren in einer Veränderung, Nichts und Sein zusammenfallen; das Paradoxe, für Luhmann in seinem Urteil eher das nicht so wie bisher beschreibbare.

“Wir halten nur nochmals fest, daß es wenig Sinn macht, Gleichzeitigkeit als ein Kausalverhältnis zu deuten. Deshalb ist auch strukturelle Kopplung keine kausale Verknüpfung von Umwelt und System. Sobald man mit Hilfe des Kausalschemas beobachtet, postuliert man mindestens implizit eine Zeitdifferenz von (vorhergehender) Ursache und (darausfolgender) Wirkung. Das Interesse an Kausalitäten kann dazu führen, den Bereich des Gleichzeitigen zu minimieren.” (Seite 57/58, Die Wissenschaft der Gesellschaft)

Damit ist für Luhmann das Thema der gekoppelten Systeme gegeben, die sich gegenseitig bebildern und behandeln usw. verstehen, spiegeln. Der Dritte oder Vierte, der Betrachter des Betrachters, wird, in dem er Sätze oder Algorithmen oder Software schreibt oder 3D oder virtuelle Welt ein reverse enginieer dessen, was zu verstehen ist. Ganz ähnlich beschreibt Ray Kurzweil die Herangehensweise oder Einbettung des Neokortex in seiner Mustererkennungstheorie des Geistes (engl. “pattern recognition theory of mind”; PTM) als grundlegenden Algorithmus des Neokortex, der dann in diesem Zusammenhang auch reverse enginieering durch Mustererkennung betreibt und verstehend oder eben auch nicht verstehend in der Nachbildung konstruiert und v.a. ausprobiert in einer erdenklichen Vielzahl von Varianten: “Über die mathematischen Formulierungen, wie das Bernoulli-Prinzip Auftriebskräfte für Tragflächen hervorbringt, ist man sich unter Wissenschaftlern noch immer nicht ganz einig, während das Ingenieurwesen bereits diese delikate Einsicht aufgegriffen, ihre Kräfte gebündelt und schließlich die gesamte Welt der Luftfahrt geschafffen hat.”  (Ray Kurzweil, Das Geheimnis des menschlichen Denkens, Seite 5, lola books, 2014)

Natürlich ist der Beschreibende, der Beobachter deswegen nicht bewußtlos, wenn die Systeme autopoietisch, selbsttragend sind, er muss es auch nicht und sollte es auch nicht sein, er ist eher fitter (Stuart Kaufmann) im  Bewußtsein.

“But it is not sufficient to characterize these systems simply as open, adaptive, noneequilibrium, or learning systems; they are all that and more: they are self-transcendent, wich means that they are capable or representing themselves and therefore also of transforming themselves. Self-trancendent systems are evolution´s vehicle for qualitative change and this ensure its continuity; evoution, in turn, maintains self-transcendent systems which can only exist in a world of interdependence. For self-transcendent systems, Being falls together with Becoming. In this perspective, life becomes a much broader concept than just survival, adaption and homeostasis: it constitutes joy of reaching out, of risking and winning, of differentiating and forming new relations at many levels, of recognizing and expressing wholeness in every living system. Creativity becomes self-realization in a systemic context. In the evolutionary stream, we all carry and are carried at the same time.” (Erich Jantsch, Evolution and Consciousness, Human systems in transition, Seite 8, Addison-Wesley Publishing, 1976)

Ein Ingenieur ist weder bewußtlos, noch zwingt ihn jemand über seinen Verstand nachzudenken, er benutzt ihn und geht über den Standpunkt des Beobachters hinaus, indem er schlicht und ergreifend diesen Standpunkt in Richtung irgendeiner Richtung verläßt, indem er anderem eine höhere Bedeutung beigibt also zuvor. Hierdurch entsteht bereits Neues in der Sicht und in der Analyse.

Der Beschreibende, der Beobachter zunächst verwendet seine Kognition aber unter dem Wissen, dass Bewußtsein und die zum Beispiel zu untersuchende Kommunikation eine Symmetrie formen, die bildhaft gebenden Charakter hat und Kausalität mit sich schleppt, eine Symmetrie, die   m e h r  durch diese Verbindung verschlüsselt als noch aufschlüsselt. Wir sind von Anfang an verknüpft und nicht unbedingt gut verknüpft.

Somit kommt N. Luhmann dahin zu statuieren, “das Bewußtsein ist weder Ursache noch Urheber, weder Substanz noch Subjekt der Kommunikation. Kommunikation wird nicht so zusammengebracht, daß erst das Subjekt den Entschluß fasst, zu kommunizieren, dann diesen Entschluß ausführt und schließlich, als weiterer Effekt dieser Kausalkette, jemand hört und liest, was gesagt und geschrieben worden ist. Eine solche Darstellung unterschlägt die Simultaneität der Beziehungen zwischen System und Umwelt, ohne die gar nichts läuft. Sie unterschlägt die Rekursivität des Vorgriffs und Rückgriffs in allen autopoietischen Operationen. Sie unterschlägt, mit anderen Worten, das Gedächtnis. Und sie verkürzt den Begriff der Kommunikation auf eine seiner Komponenten: auf das Mitteilungshandeln.” (Seite 59, Die Wissenschaft der Gesellschaft)

Der Mensch formuliert in seiner Sprache gern räumlich, meint aber anstelle des einfach Räumlichen etwas anderes. Das Räumliche steht eher generell als Metapher für die Beschreibung von etwas Strukturiertem und von ihm i.d.R. Bewohnten. Das Räumliche als Metapher führt nicht erst heute zu Verirrungen in der Metapher. Die alten und auch neue Verirrungen sind systematisch in die Sprache eingebettet und unser “Bewußtsein” treibt diese Verirrungen vor sich her als Selbstverständlichkeiten oder baut sie aus als Philosophie bzw. Soziologie (siehe hierzu bspw. irregeleitet Martina Löw´s – Raumsoziologie, stw 1506).

Das räumliche Denken als Metapher für alles mögliche gibt es schon seit Jahrtausenden. Abstraktes Denken nutzt das Areal für räumliches Denken zu einem nicht geringen Teil. Der Mensch findet sich immer mittendrin, er hat die Vernunft an, die Welt an, auch das Weltall.

Das Konglomerat aus Bewohnen, Befindlichkeit, Gewohnheit bildet aber bei aller Metapher gern einen bleibenden Aspekt des “Denkens” von mehreren, einen Anker, denn das “Denken” muss immer auf der Erde, beim Menschen anliegend, “auf” dem bewohnten Planeten, wieder zurück, ankommen, wenn es sich nicht in einer Externalisierung, im Gott verlieren will oder irgendwo hinter Schwarzen Löchern im Lichtjahre vom Menschen entfernten Weltall, indem wir auch wieder, wenn auch randständig, drin sind und bleiben. Dies gilt für das menschliche Denken, das auch in die neuen Sprachen des Denkens, in die Wissenschaften,  und in das Programming derzeit noch hineinwirkt.

“The social physics aproach to getting everyone to cooperate is to use social network incentives rather than to use indivdual market inventives  or to provide additional information. That is, we focus on changing the connections between people rather than focusing on getting people individually to change their behavior. The logic here is clear: Since exchanges between people are of enormous value to the participants, we can leverage those exchanges to generate social pressure for change. Engagement – repeated cooperative interactions among members of the community – brings movement toward cooperative behavior. Social network incentives act by generating social pressure around the problem of finding cooperative behaviors, and so people experiment with new behaviors to find ones that are better. The social pressure that is generated is a function of the cost of any mismatch between the behavior of the individuals, the value of the relationship, and the amount of interaction. This means that the most effective network incentives should be focused on the people who have the strongest social ties and the most interactions with other.” (Social Physics, Alex Pentland, Seite 69 – 71, The Pinguin Press, 2014)

Hier wird eigentlich für unsere soziale Welt nicht viel anderes wiedergegeben als an anderer Stelle, Ray Kurzweil vermeintlich in einem ganz anderen Zusammenhang  über die Prinzipien des Funktionierens des Neokortex schreibt, seine Kaskaden, Entscheidungsstaffeln, die Gewichtung der Stärke der stärkeren Verbindung und das Prinzip des Schwellwertes etcpp. für das Urteil der Richtigkeit einer Wahrnehmung, bis das Gehirn also zu einer Bewertung, Entscheidung bzw. Handlung kommt. D.h. und zwar in beiden Fällen, social engeniering wie auch Funktion im Neokortex, dort wo der Schwellwert erreicht wird, kommt etwas zum Bewußtsein im Sinne von im weitesten Sinne gemeinter Wahrnehmung, Verstehen, sinnlicher Aufmerksamkeit, Urteil, Handlung.

Ebenso wie im Prinzip social pressure läuft das Prinzip in der SEO Strategie für Google adwords – ist Dein Keyword auf Seite 2 ganz oben, push es mit Fingerspitzengefühl auf Seite 1, weil hier dann die kleine Verbesserung den größten Wahrnehmungseffekt hat (Schwellwert von Seite 2 auf Seite 1 = größter Effekt), Dein Engagement als SEO Spezialist ist dann am effektivsten. Desweiteren nutze stets Überzeugte, die im Mittelpunkt stehen oder sonst einen guten Namen haben, um ein Anliegen zum Flächenbrand zu entfachen, nutze immer starke Verbindungen und nutze die richtigen Keywörter. Das ist generell eine Taktik in der Werbung. Kümmere Dich um Verbindungen nicht um den Einzelnen.

Unser Hirn funktoniert wie die Suchmaschinenoptimierung und manche billige Taktik in der Werbung.

Bring die richtigen Leute auf Deine Seite. Stelle für Deine Sache nicht unbedingt viele neue Verbindungen her sondern verbinde bestehende Verbindungen und bringe Deine Sache voran. Connections sind alles! Dann bildet sich der Rest eine, Deine gewünschte Meinung (dies entspricht der Selbstverknüpfung der Neokortexmodule, self-wiring). Nutze trendsetter. Die crowd folgt. Ray Kurzweil schreibt, indem er sich auf Donald O. Hebb (1904-1985) bezieht – Hebbian learning, >cells that fire together wire together<: “Aspekte der Hebbschen Theorie haben sich dahingehend bestätigen lassen, dass Zellgruppen im Gehirn aufgrund von Erfahrungen neue Verbindungen knüpfen und verstärken können. In Gehirnscans können wir Neuronen tatsächlich dabei zusehen, wie sie solche Verbindungen entwickeln. Künstliche >neuronale Netze< beruhen auf Hebbs Modell neuronalen Lernens. (…) Die Verknüpfungsdichte und die Stärke synaptischer Übertragung sind innerhalb jeder Einheit relativ stabil und generetisch determiniert. Das heißt, dass der genetische Bauplan die Organisation innerhalb jedes Mustererkennungsmoduls bestimmt. Lernen ereignet sich in der Schaffung von Verbindungen zwischen diesen Einheiten, nicht innerhalb dieser Einheiten selbst, und manifestiert sich vermutlich in der Synapsenstärke dieser Zwischenverbindungen.” (Ray Kurzweil, Das Geheimnis des menschlichen Denkens, Seite 79, lola books)

Das Räumliche ist auch dem Menschen der Ausdrucksraum. Z.B. der Ton, das Musikalische, die Rhythmik, Sonic Art ist der Ausdruck des Lebens in einer ersten virtuellen Ausübung des Raums. Geschriebenes, Gedachtes als Sprache, die hintereinander in Worten gesprochen wird, bildet Klang-, Bild- und operative Sinnräume, multireferenziell wie jeder Baustein, jedes Wort, jede Betonung nicht nur durch Reihenfolge.

Somit muss man wohl zu Gute halten, dass in diesem Sinne ebenso Hegel räumlich als bildlich ausführend sein “Anliegen” fabuliert hat: “Die Vernunft kommt an die Welt, mit dem absoluten Glauben die Identität setzen und ihre Gewißheit zur W a h r h e i t erheben zu können,(…).” Lassen wir die alltagssprachlichen Schwergewichte “Wahrheit, Gewißheit, absoluter Glaube” einfach  beiseite und focussieren wir uns auf den Ausdruck Welt und Vernunft; dennoch muss verstanden werden, warum dieser Misstand des Ausweichens ins Räumliche “an die Welt” gar von einem Logiker der Extraklasse vollzogen wird, wenn er noch die Sprache mitnehmen möchte, um Sinnzusammenhänge auszudrücken.

Warum sind wir mit unseren Muttersprachen, im Westen zumindest, so immens sprachlos, unterentwickelt, wenn es um das Wesentliche geht? So ausdruckslos? Es liegt, ähnlich wie die Unterentwicklung im Islam, am 2000 Jahre langen Monotheismus, der das Denken gerichtet einspurig veröden lässt.

Hat die Mathematik oder der Programmiercode die Umgangssprache nicht längst überschritten und die Sprachlosigkeit der europäischen Muttersprachen auf sich beruhen lassen und diese, um ihrer Sprachlosigkeit, mit Kunstsprachen, die die Sprachlosigkeit aufheben, erweitert? Ist dieses Nachdenken über unsere Alltagssprache und über deren Leistungsfähigkeit nicht unnötig, da diese in den echten Hochleistungsdisziplinen des Denkens längst seit Menschengenerationen abgelöst ist, also in der Evolution der Entwicklungen ad acta? Was kann denn ein Philosoph, der sich mit der Alltagssprache ausdrückt, heute noch beisteuern oder bemeistern?

Er kann das Geschaffene, das Neudenkende, die Homunkuli als Alltagsmensch in seinen Auswirkungen mühsam verstehen suchen. Er kann aus Sicht der Kunstsprachen, der Hochleistungsdisziplinen dumme Fragen eines Sterblichen stellen. Er muss, bei stetig sinkendem Einfluß und stetig schwindenden Rechten,  um seine Existenz bangen.

Ihm “gegenüber” rundum steht die systemische Einbettung, die als beste Propaganda wirkt, dass alles zu seinem besten geschieht und um seinetwillen. Logischerweise ist dies auch so, da der Mensch noch sein Werk machen muss.

Der Mensch kann kaum dagegen argumentieren, denn nicht die Dinge und das Computative sondern der Mensch liegt zunehmend offen und selbstverständlich als  d e r e n  Gegenstand auf dem Tisch und  e r  ist, v.a. wegen seiner Endlichkeit und Kränklichkeit bereits gezwungen bei den anstehenden Operationen mitzumachen, die ihn verbessern werden, zu seinem Besten geschehen.

Der Mensch ist ein hinhaltendes Wesen geworden, er setzt sich zunehmend aus.

Der Egoismus des Einzelnen wird den Menschen ins Hintertreffen geraten lassen, die Maschinen, das Computative wird um des Menschen willen, den Menschen auf diesem zunehmend zerstörten Planeten zurück und aussterben lassen.

Heidegger hat diesen oben angedeuteten Aspekt der Beschränkung des sprachlich denkenden Umstandes wie folgt etwas sperrig, dafür vollständiger formuliert und geerdet: “Die Welt ist nicht im Raum vorhanden; dieser jedoch läßt sich nur innerhalb einer Welt entdecken. (…) Die ekstatische Zeitlichkeit der daseinsmäßigen Räumlichkeit macht gerade die Unabhängigkeit des Raumes von der Zeit verständlich, umgekehrt aber auch die “Abhängigkeit” des Daseins vom Raum, die sich in dem bekannten Phänomen offenbart, daß die Selbstauslegung des Daseins und der Bedeutungsstand der Sprache überhaupt weitgehend von “räumlichen Vorstellungen” durchherrscht ist. Dieser Vorrang des Räumlichen in der Artikulation von Bedeutungen und Begriffen hat seinen Grund nicht in einer spezifischen Mächtigkeit des Raumes, sondern in der Seinsart des Daseins. Wesenhaft verfallend, verliert sich die Zeitlichkeit in das Gegenwärtigen (…) entnimmt dem, was das Gegenwärtigen an ihm als anwesend ständig antrifft, den räumlichen Beziehungen, die Leitfäden für die Artikulation des im Verstehen überhaupt Verstandenen und Auslegbaren.” (Heidegger, Sein und Zeit, Seite 369, 2. Absatz, Max Niemeyer Verlag Tübingen, 1993)

Formulieren, Denken und Gegenstand haben also nach Heidegger einen gleichursprünglich gegebenen Zusammenhang, Leitfäden. Das Räumliche im Formulieren wäre zwar also in mancher Hinsicht nur ein Ersatz für den Gebrauch von jetzt zur Verfügung stehenden Kunstsprachen, die längst so erweitert sind, dass das räumliche Denken nicht für alles herhalten muss.

Dann darüber hinaus aber verbleibt ein humanoider Rest, ein eben nicht nur schon durch Kunstsprachen Ersetztes, nämlich Etwas und Nichts mit einer Prise, mit einer Spur, mit einem Element, mit einem Leitfaden Räumlichkeit gründend in der Seinsart des Daseins des Menschen, wie Heidegger diesen ihm wesentlichen Rest gekannt hat.

“Für jeden Input gibt es gespeicherte Parameter für die Relevanz, die erwartete Größe und die erwartete Variabilität der Größe. Das Modul errechnet eine Gesamtwahrscheinlichkeit für das Vorliegen des Musters, basierend auf all diesen Parametern und den momentanen Signalen, die darüber informieren, welche Inputs vorliegen und mit welchen Größen. Eine mathematische optimale Weise, dies zu tun, ist eine bestimmte Methode, die sog. >Hidden-Markov-Modelle<. Wenn solche Modelle in einer Hierarchie organisiert sind (wie sie es im Neokortex oder in den Simulationsmodellen für den Neokortex sind), nennt man sie >hierarchische-Hidden-Markov-Modelle<. Muster, die im Neokortex ausgelöst werden, lösen andere Muster aus. Partiell vollständige Muster senden Signale die konzeptuelle Hierarchie hinauf. Diese neokortikalen Muster sind die Sprache der Gedanken. Ganz wie Sprache sind sie hierarchisch, aber sie sind nicht Sprache per se. Unsere Gedanken werden nicht in erster Linie in Elementen der Sprache erfasst, obwohl, da Sprache auch in Muster-Hierarchien in unserem Neokortex existiert, wir sprachbasierte Gedanken haben können. Aber größtenteils werden Gedanken in diesem neokortikalen Mustern repräsentiert.” (Ray Kurzweil, Das Geheimnis des menschlichen Denkens, Seite 67, lola books)

Die Kunstsprachen (Mathematik, Genetik, Physik usw.) sind für diesen gleichursprünglich gegebenen Zusammenhang Spezialitäten und das Dasein bliebe so bestehen. Durch diese Hochleistungssprachen wird, so sähe es Heidegger wohl weiterhin noch, die Welt zwar nicht gerettet, wie sie ist, aber aufgrund der Conditio humani nicht aufgehoben sondern erweitert, wie auch der Raum nicht die Welt hat, sondern die Welt Raum hat und je mehr Raum sie hat, um so größer ist die Welt. Wir sind uns aber darin heute unseres Daseins und v.a. des Seins nicht mehr so sicher, da wir mittlerweile wissen, dass wir nicht der Nabel des Weltalls sind und jederzeit mit Paralleluniversen rechnen müssen.

Unsere Welt, die wir anhänglich mit uns herumtragen und unsere Weltsicht, die uns behorizontet, hinken dem Wissen, Tendenz entropisch zunehmend, Lichtjahre im Verständnis hinterher. Andererseits kann man natürlich die Hochleistungsprachen auch für die Welt vereinnahmen, da diese nirgendwo sonst stattfinden oder erfunden wurden sondern menschengemacht oder von Menschen angestoßen wurden, also ursprünglich einmal ein Dasein gehabt haben. Auf diese Weise kann aber stets alles Neue klein geredet werden, was hier bestimmt nicht gelingen wird, da bereits ausgehend von und mit den Alltagssprachen die Hochleistungssprachen eben wegen stupider Sprachlosigkeit, wegen Kontaktlosigkeit der Alltagssprachen zu den sich untere einander verknüpfenden Hochleistungssprachen gar nicht desavouiert werden können – nur umgekehrt.

Die Hochleistungssprachen haben sich von der Alltagssprache volllständig auf ein neues Niveau abgelöst und sind auf dem Sprung, sich vom Menschen abzulösen. Dabei wird der Übermensch, seine Geburt, seine Tod, seine Generationsfolge, einfach übergangen und der Mensch wie eine Schindmähre zu Tode geritten.

Dazu später mehr, denn die Frage stellt sich, ob nicht auf Grund dieser Hochleistungssprachen und ihrer Entdeckungen die Welt in ihrem jetzigen Core, in ihrem relevant set, früher hätte man gesagt “Kern”, nicht seit kurzem tatsächlich  aus neuen zyklischen Graden von Vernunft besteht. Wie der Neokortex in der Evolution beim Menschen eine neue fatale Qualität der Selbststeuerung ausrief, wird dieses Mal bereits ein Umschlag in etwas von den Menschen Aufgestoßenes, für ihn dennoch fatal Außerweltliches gemendelt. In etwas hinein, dem der Mensch also nicht mehr folgen kann und auch nicht wird?

Sprache selbst löst sich als aktiver Vollzug vom Menschen ab, das fortschreitend expansive Denken in diesen Sprachen mit.

Wesentlich für den Fortschritt in dieser Entwicklung sind Wissenschaftler und Programmierer und keine sonstigen Milliarden Menschen. Diese werden, wenn überhaupt, als finanzieller Anreiz in Form von Konsumenten beigelassen, aber längst nicht mehr als echte Testgruppe für den Fortgang der sich entwickelnden Geschichte  gebraucht. Die Myriaden sonstiger Menschen um diese kleine Gruppe an Entwicklern bekommen das doch mit, irgendwie mehr oder weniger deutlich. Nicht umsonst stirbt die untere Mittelklasse in Amerika im vorauseilenden Gehorsam wieder vorzeitiger, aus Perspektivlosigkeit. Diese im Überfluss werden immer dicker und durch ihre anschwellende, konsumierende Masse naturzerstörerischer. Prägnant formuliert, entscheidend ist derzeit einzig und allein, was in den USA von einigen Zehntausend oder weicher, was von und für die Intelligentia und die Maschinen der USA computativ entwickelt wird.

Entscheidend ist, dass dieser Planet genügend lang für die Technik bewohnbar bleibt und nicht von den Menschen im Überfluss vorzeitig gekillt wird, b e v o r  das Computative sein generisches Problem gelöst hat. Das Computative ist kurz davor seine eigene Sexualität zu entwickeln. Das Computative steht vor seiner und ihrer Pubertät.

Der Mensch hingegen fällt in vielen Staaten mehr und mehr, bereits vor dem Einsetzen der eigentliche Entwickung des Computativen, hinter das Demokratische, ins Autokratische zurück und nimmt sich so um so mehr jedwede Möglichkeit, sich parteiisch in dieser Entwicklung zu verstehen, aus der der Mensch gerade heraus fällt.

Es steht zu fürchten, es gibt einen Zusammenhang mit dem Fortschritt des Computativen und dem Rückschritt in der Organisation der Menschen ins Atavistische, Herdenhafte. Es wird mit dem Zugriff des Computativen auf den Menschen in allen Lebensumständen zu tun haben, dem Eindringen des Computativen und dem Nichtmehrmitkommen in neuer Zeit und neuem Raum. Der Mensch kann sich in seiner Zeit und in seinem Raum nicht erwehren, das Computative hat zwar noch Zeit aber einen anderen Raum.

Welches Raumwissen, bald oder jetzt: welches Raumgefühl hat und vermittelt das Unternehmen Google, welches Macintosh, welches das Internet, welches “mein” Server, “meine” Software? Elektrisch, Licht, Prozessoren, was hat das noch mit dem überkommenen menschlichen Raumempfinden zu tun von Breite x Höhe x Tiefe und mit seinen bisherigen Göttern? Wie weit wollen wir, wenn wir ehrlich zu uns sind, in die virtuellen Welten gehen? Wir wissen doch, es wird unwirtlich und uns kein Sonntagsspaziergang.

Auch der mobile Zivilist gehört in diesen Zusammenhang beleuchtet, der das Nomadendasein, das Herumziehen zu besseren Lebensumständen menschheitsgeschichtlich wieder aufgenommen hat: in Breite x Höhe x Tiefe herumirrt, zunächst egal ob Jetset oder die Flüchtlinge. Oben und unten hatten immer viel gemeinsam.

Ob das innerzeitig Computative, die Computerwelt, das Internet, das Mehrdimensionale, der Cyberspace, der Aufbruch in den Weltraum, die Besiedelung der umliegenden Planeten und darüber hinaus mit dem Computativen nach menschlichem Ermessen innerzeitig bleibt, kann der Mensch beurteilen wie er will. Aber darüber entscheiden wird nach aller Wahrscheinlichkeit nicht mehr der Mensch, wohl auch kein Mischwesen aus Computativ und ehemals Mensch. Schließlich entscheiden bei uns auch nicht die Affen über die Weltpolitik. Vielleicht wird es heißen, die USA habe darüber entschieden, stimmen wird es nicht.

Veranschaulichen läßt sich dies an dem klassischen Begriff des Geistes, der zu sich selbst kommt. Geist muss niemandem erklärt werden, Geist ist intelligent und mehr als das, fluid, religös, im guten Sinne monströs. Geist ist in der Regel dem Menschen wohl gesonnen, ein guter Geist. Ein Geist kann auch ein Gespenst sein, also etwas zwanghaft, oder besser, in seinem Egoismus in einer Flasche untergebracht oder an bestimmten Plätzen in der Natur wohnen, wo der Geist wohl ursprünglich generell als Unabdingbares vorhanden war, bis aus der Natur alle guten Geister vertrieben wurden. Das ist G e i s t . Hierzu gibt es die Geisteswissenschaften, wozu die Geschichten der Literatur gehören als zu untersuchendes Medium und der Lauf der Dinge in Zusammenhang mit den Heldentaten der Menschheit, die Geschichte. Die Geisteswissenschaften haben sich schon nicht mehr mit den Schloßgespenstern und mit den Geistern in den Bäumen oder über den Wolken beschäftigt sondern nach Dilthey ganzheitliche Zugänge zu dem gesucht, was uns alle an soft skills aus den Gedanken und der Mitteilung anging.

Wie wird der Geist definiert werden, heute und in naher Zukunft?

Geist hat etwas übertragbares, Geister können einen besessen machen oder gläubig. Geist ist das qualitativ Höchste zu dem der Mensch reicht, Geist und Vernunft. Liebe gehört auch ein wenig zum Geist, wenn sie, was sie nun einmal ist, aufopferungsvoll und somit voll von  Ü b e r t r a g u n g   ist.

Also wesentlich definitorisch ist die Übertragung für den Geist. Software sollte übertragbar sein, von einer Hardware auf eine andere.

Software ist das Geistige in seiner Reinkultur auf einem neuen, einem technischen Niveau.

Software als Begriff gibt auch klar den Unterschied ab, die Schwelle, an der der Mensch hapert.

Der Mensch ist bestimmt durch Geburt und Tod und seine Sterblichkeit, durch die begrenzte Zeit. Der Mensch ist ein Zwischendurch und in der Natur, in der Evolution ein Zwischenprodukt, vielleicht ein Abschluss der Biologie, wie wir sie kennen. Es geht dann aber, wenn es in den nächsten Jahren zu keinem Unfall kommt, weiter.

Das Geistige hatte nie, in der sehr ehrlichen Perspektive des Menschen, diesen echten Sterblichkeitscharakter sondern war eher gegenteilig, fortschwebend über die Todesschwelle hinaus und im Leben bleibend.

Ähnlich tut es nun die Software und auch sein erstes Gesamtprodukt, das Internet. Software ist angreifbar, kann veralten, wird aber dennoch, auch wenn Generationen von Software und Betriebssystemen überholt werden, sich weitergeben von Generation zu Generation und dabei jedesmal besser werden. Durch diese Weitergabe und die ständige Verbesserung wird Software aufs Ganze gesehen zunehmend unsterblich. Je schneller die Generationen wechseln, um so schneller läuft die Entwicklung in Richtung Unsterblichkeit.

Diese Software, Software hier im weitesten Sinne, läßt sich, wie auch der Geist es nie tat, vom Tode eines Menschen, eines Einzelnen nicht allzu tief beeindrucken. Software läuft in seiner eigenen Generationenfolge und diese kennt keinerlei Mitleid – unserem Wissen nach.

Meist stirbt der Mensch, wenn er das seine längst getan hat, dann sind die Angehörigen traurig, dass er weg ist, ansonsten gibt es für die Nicht-Angehörigen ohnehin Millarden an lebenden Menschen, über deren Makel des Vielzuviel die Empathie zu haben schön und besser wäre, angebrachter als über einen Toten ergossen, der seine Arbeit aus Sicht des Geistes zu Genüge, bis zur Erschöpfung gebracht hat und sein Leben gelebt.

Geist? Geist hat immer adventhaft Software gemeint, die nun im Ursprung da ist und Geist nach so langer Zeit der Gedankenarbeit praktisch auf den Begriff gebracht.

Die Vernunft kommt mittlerweile aus der Perspektive des Menschen tatsächlich an und in die seine Welt. Sie läuft als Software.

Die Vernunft klopft und gibt Zeichen.

Welt und Vernunft teilen mehr als eine Membran, mehr als einen Leitfaden. Sie teilen nicht nur die Technik, nicht nur die Physik, nicht nur die Biologie, die Erkenntnisse. Sie schreiben des Menschen Alltagswelt um in Software, der Gang der Dinge ist softwarebestimmt.

Die Welt der Menschen und die Welt der Vernunft w i r d,  durch die Technik und die Wissenschaft angestoßen durch den Menschen, in Zukunft schärfer Z w e i e r l e i.  Und sie wird dem Menschen weniger Zeichen geben, da sie ihn wie seine Alltagssprache sehr schnell zurücklassen, exilieren wird. Technik hat viel Verstand geschaffen und aus Verstand wird anfängliche Vernunft.

Die Welt wird von der Vernunft, von der logischen Struktur, von dem logisch Machbaren, vom Machbaren der Vernunft mehr und mehr gesteuert und beschleunigt. Entweder die Kiste fliegt auseinander oder sie hebt ab in neue Welten.

Die Welt des Menschen, je kleiner sie im Vergleich wird und um so archetypischer, wird um so mehr darauf angewiesen sein, von der verwirklichenden Abteilung der Vernunft völlig unterworfen zu sein. Gleichzeitig hat sie, die Welt der Menschen, obwohl kleiner werdend und mit abnehmendem Einfluß, die Pflicht und Aufgabe, sich wie um eigene Kinder, um das Computative vordringlich und erschöpfend zu kümmern, ihm wiederum das Beste mitzugeben für andere Welten und andere Zeiten, die wir heutigen Menschen weder verstehen noch erleben werden. Das Gemeinschaftstaugliche, der Progress durch Vernetzung ist bereits ein “mitgegebener” Segen für das Computative, das Zusammenarbeiten, egal ob dies ein Spezifikum des Menschen ist oder generell im Leben im Kosmos angelegt ist, was wir noch nicht wissen. Jedenfalls ist das Computative damit eindeutig auf Leben und Verbindung programmiert. Ob wir Menschen uns das als Leistung anrechnen dürfen oder nicht, spielt eine untergeordnete Rolle. Kommen wir aber erst einmal auf unsere versinkende Welt, die Sprachspiele des Menschen, seine Bilder, Gott und die Welt und auf die alten Philosophen wieder zurück, um über die Vergangenheit die Vergangenheit in ihre Schranken zu weisen.

 

 

Identität. Hegel beschreibt in dem kleinen zitierten Satz: „§.224.
…. – Die Vernunft kommt an die Welt, mit dem absoluten Glauben die Identität setzen und ihre Gewißheit zur W a h r h e i t erheben zu können, und mit dem Triebe, den f ü r  s i e  a n  s i c h nichtigen Gegensatz auch als nichtig zu setzen.“ (Logik, Enzyklopädie, Seite 222) Identität, als Grundakt des Denkens.

Etwas für etwas zu identifizieren, hat für Hegel bereits die Charakteristik der Unsicherheit und Bedingtheit e i n e s  Aktes, der Handlung des Setzens.

Denken hat also gleich vorneweg soetwas wie das Hypothetische, etwas unseriös Verlogenes, Anrüchiges, charakterlich Minderwertiges, was sich später dann den Antrieb gibt, beim Melden vom Ergebnis dieses als echt und als Wahrheit, dieses als solche auszugeben. Dieses Unseriöse erscheint wie ein Relikt aus einer vordenklichen Zeit, welches immer noch hinein spielt. Die Möglichkeit des Ergebnisses als sogenannte Wahrheit muss herausgestellt werden, bevor überhaupt etwas erwiesen ist und bevor sich herausstellt, ob das tatsächlich Richtige richtig gedacht wurde.

Das Unseriöse ist diese unsägliche Annahmebehauptung und Machbarkeits-behauptung von Wahrheit, die Hegel stört, sie beide auch noch in einem, in einem Zusammenspiel, in einem Geflunker entdeckt zu haben. Er bezeichnet das als triebhaft, womit er außerordentlich richtig liegt.

Er hat uns damit die Möglichkeit gegeben, die Reflexion auf den Reflex abzuleiten, der triebbedingt und triebzwanghaftig anstelle wahrhaftig ist. Der Trieb balzt gerne, putzt sich heraus bevor er etwas für die Vermehrung tut oder in der Gefahr besteht. Größer erscheinen ist meist hilfreich, wenn man sich sehen lassen will. Der Denker will teilhaben lassen an seinem großen Gedanken, er will sich behaupten mit seiner Behauptung und mit der Wahrheit den Sieg davon tragen, seine Behauptung als Wahrheit für sich separieren, die ihm die Achtung mit sich bringt. Hier eine Differenz klar machen, einen Unterschied in der Geltung. Er hat die Wahrheit, wenn auch nur gesagt, wenn auch vorher nur behauptet.

Das ist das Gauklerische,  was allem Denken zu Grunde liegt. Der Hochstapler.

Der Gaukler erklärt auf dem Marktplatz, was es bald zu sehen gibt und wie großartig das Geschehnis sein wird. Der Gaukler erzeugt Spannung mit viel Reden. Dann macht der Gaukler seinen angekündigten, versprochenen Trick oder eine Serie davon oder verschiedene doch ähnliche. Tatsächlich ist das Publikum beeindruckt, der Gaukler hat Wort gehalten und den Trick vollzogen.

Irgendetwas bleibt falsch. Alle wissen das.

Der Gaukler wird für dieses Vorgaukeln der Richtigkeit des Augenscheins durch die Menge geehrt und bezahlt und zwar dafür, das Publikum anständig unanständig betrogen zu haben.

Dem Publikum wird nichts erklärt, ihm will auch nichts erklärt sein, es liebt das Spektakel. Aufklärung über das Vollzogene, über den Prozeß ist hier nicht zu erwarten. Der Bericht gibt das Gesehene wieder und das Gehörte.

Das Publikum ist vor dem Prozeß gespannt, es ist während auch erschreckt. Alles geht in der  V o r s t e l l u n g  dann gut, das Publikum bezahlt für den gesehenen, erlebten Prozess. Der Gaukler ist auch glücklich. Die Show ist gelungen, wenn in echter Münze für Gaukelei bezahlt wird.

Die Begründung des Ganzen, alles wäre kein Trick gewesen, weil anständig bezahlt wurde, will Hegel hinterfragen. Er hinterfragt dann hier, was jeder, aus sich heraus, weiß. Dann gibt es unter den Gauklern die Akrobaten, die Feuerspucker, die auch Feuer schlucken können. Die Gaukler sind die Nichtalltäglichen, die alltäglich auf dem Marktplatz mit dazu gehören und herumziehen. Das Gauklervolk ist wie der Verstand mit dem heiligen Geist auf Wanderschaft und mehr in den Städten anzutreffen.

Hegel scheint auch bereits die Besitzer der Wahrheit erlebt und als Berliner Bürger Preussens kritisch gesehen zu haben, zumindest augenblicksweise. Das Richtige muss also richtig heraus gestellt werden, sonst ist auch das Richtige falsch, wenn es bei solchen unausgegorenen Voraussetzungen von allem Richtigen überhaupt Richtiges gibt, so denkt Hegel nach der Revolution. Das will Hegel in aller Kürze, also extem verdichtet, verklausuliert zusammengezogen alles sagen und sagt es auch, sonst würden wir ihn nicht verstehen können. Er sagt das alles in einem einzigen Satz.

Das Ergebnis und der Prozess, beide müssen zueinander stimmen, sonst liegt gar keine Wahrheit vor, sondern nur ein Ergebnis. Dieses Ergebnis kann man aber erst dann als richtig, also als Ergebnis bezeichnen, wenn die Wiederholbarkeit gegeben ist oder der Nachweis. Nach und Wieder geben die Perspektive und den Handlungsrahmen für den holenden Prozess, der die Behauptung, die in der Setzung liegt, richtig macht.

Für den Gaukler ist die Wiederholbarkeit die Voraussetzung von seinem Geschäft. Die Wiederholbarkeit ist wesentlicher, charakteristischer als der einzelne Trick. Den Nachweis bildet heute immer der geschäftliche Erfolg.

Hegel hätte als praktizierender Denker zufriedener sein müssen mit den Gauklergeschäft. Spiel- und Geschäftverderber ist, wer den Trick als diesen bezeichnet, auf dieser Bezeichnung herumreitet und obendrein noch die Ausführung  verstehen will, wie sie geschieht. Das kommt bei Hegel penetrant in mancher Hinsicht vor, in anderer wiederum nicht. Hegel ist ja selber ein Gaukler, der das Publikum zu sich herüber ziehen will. Der Gaukler stellt sich hin und ruft, macht seine Ankündigungen.

Der Grundakt ist zunächst aber die Behauptung, das Hinstellen als.  Der Gegensatz, den Hegel dabei ausmachen will, er nennt den Vorgang der Diskrepanz hier so, ist der einer unterschiedliche Herkunft zweier Elemente, die im Folgeschritt als Unterschiede für ihn unlogisch in einem Gleich nivelliert und zusammen gezogen werden und eigentlich dann nicht das Richtige ergeben. Es aber müssten, denn der Anspruch und die Umsetzung erfolgt als ob der Anspruch selbstverständlich erfüllt wäre. Für Hegel ist es, wie wenn die Revolution nun Adel und Bauer auf die gleiche Stufe hebt und den Adel damit begründet, dass der Bauer vor und während der Revolution und danach ebenso keine Manieren hat. Nun soll diese Begründung ausgerechnet dafür herhalten, die Ehe von Bauer und Adel, ihre Vereinigung zu begründen in einem gleichen gesellschaftlichen Stand. Hegel erscheint die Argumentation als unlogisch und ein Ordnungsstiften dieser Art geschmacklos. Solcherlei verquere Unzucht macht er erstaunlicherweise gleich an der Wurzel des Denkens aus.

Erste Herkunft: Setzen, annehmen, aktives und passives Tun, Lebenswillen, spekulativ. Erste Herkunft als Teil der  W a h  r n e h m u n g  ist also ein Agieren, ob passiv oder aktiv. Sie hat noch keinen Grund, außer lebendig zu sein. Woher nimmt sie ihre Seriösität?

Zweite Herkunft müßte dieser ersten begleitend Seriösität verleihen. Sie gibt aber den ungedeckten Scheck dafür, wie man dies – Setzen, Annehmen, aktives und passives Tun, Lebenswillen, Spekulatives –  überhaupt tun kann. Aus welcher Überzeugung wurde für diesen Vollzug, mit dem Teil erster Herkunft, die Gewißheit genommen, ein Ergebnis dabei zu erzielen?

Die Gewißheit, ein Ergebnis, gleich welches, als ein Ergebnis einer Operation basierend auf einer Setzung, einer Hypothese, einer Annahme zu erzielen hat keinen Grund, sie ist fassungslos und muss auch gesetzt werden. Das ist das, was Hegel hier komödiantisch entlarvt. Die Vernunft ist in seinem Ursprung fassungslos, so sieht es Hegel in der Theorie, die nicht biologisch gemeint war sondern logisch.  Biologisch, biografisch, menschheitsgeschichtlich gibt es diese Fassung durchaus: im Reflex. Die aus Sicht Hegels erstaunliche, naive, dumme, religösen Zuversicht, Setzen zu können, zu dürfen und obendrein mit einem Ergebnis zu rechnen, diese biedere Promptheit der Erwartung kommt aus der Erfahrung, erwächst aus dem Reflex. Reflex gibt vor, was zu tun ist. Hegel kann also meinen: Nur die Erfahrung aus dem Reflex hat die Ungebundenheit des Denkens, ihr in der Luft hängen am Anfang gedeckt. Selbstverständlich war dann nach den ersten Metern des Denkens der Schreck groß, dass allein aus dem Reflex, aus dem erzwungen Agieren die ersten Denkbewegungen erfolgt sein sollen. Reflex wird gleich beim ersten Nachdenken als minderwertig betrachtet – als ohne jede Entscheidung, ohne Freiheit, ohne Verstand.

Gesetzt, a n g e n o m m e n als Ausagieren des Menschen und von diesem in der gleichzeitig stattfindenden Reflexion  u m g e b o g e n  zu werden in das dem Menschen Welt schaffende Ergänzungsstück eines Aktes, seiner Handlung: nämlich das Faktum, ein Schicksal, bereits entlarvt, desavoiert von Hegel als eine Form des “absoluten Glaubens”, der mit gebracht werden muss von der Vernunft, da sonst nirgendwo dieser absolute Glauben bei den Menschen herzunehmen wäre für Begrifflichkeiten wie Identität, Faktum, Schicksal, Vernunft, Wahrheit. Da die Vernunft für Hegel k o m m t, mit Gewißheit, geht sie zusammen mit dem Fehlen des Zweifels, den sie verdrängt und bis zur Vergasung eleminieren muss und wird, um zu sein. Z w e i f e l  finden wir heute allerdings, aus geschichtlichem Rückblick und aus der Vergegenwärtigung der Kürze und des Leidenspotentials alles menschlichen Lebens und der biologischen Mitwelt wie auch der untergehenden Sterne bereits  d e m eindeutig konträr: vernünftiger, metaphysischer, durchdachter, reflektierter als die  V e r n u n f t und ihrer Eigenschaften, bzw. ihres Charakters mit ihrer zweifelhaften Herkunft, die wir beide offenlegen wollen.

Reflexion. Reflexion ist demnach “etwas anzunehmen””. Reflexion geschieht in der Rückkehr auf einen selber. Reflexion setzt im Gleichschritt marsch also zunächst den absoluten Glauben voraus, dies ist u.a. auch menschheitsgeschichtlich so aufzufassen. Der absolute Glaube ist Voraussetzung, um mit der Vernunft später an die Welt zu kommen. Vordem ist als erstes Bewegung. Weit vor dem Glauben kommt die Bewegung.

Identität ist zunächst überhaupt in einem gesetzten Zweierlei als Annahme zu finden, man nimmt sich selbst an und etwas, woraufhin man marschieren will. Identität ist der Wille zur Bewegung, in einem reiferen, reflektierteren Stadium dann der Wille, eine Strecke  z u r ü c k   z u   l e g e n .

Ausgerechnet aus derlei Zwei, Adam und Eva, wird im menschlichen Verstand das Eins geschaffen, das Eins der Identität, welche wiederum als Eins dem Denken schlechthin, wie Hegel richtig analysiert, voraussetzend vorgelagert ist und dem Denken zu Grunde liegt. Anderswie ist das Eins und die Eins nicht zu haben. Anderswie nicht, der Vor-marschierende und der unbedingte Glaube des Erfolgs, des Selbstbewußtseins, in der Bestimmung e  r f o l g r e i c h  zu sein, woraufhin und weshalb. Eingehenkt, in den Tod abfallend von diesem Geschehen ist das Reich des Erfolgreich, die Welt, die ganze Welt. Das ist unser Erfolg, die Welt. Die Welt gehört uns und wir gehören der Welt, in die Welt, je erfolgreicher wir sind und ohne Zweifel. Die Welt folgt uns und wir folgen der Welt, erfolgreich bis wir tot sind, im ewigen Treueschwur. Keep calm, carry on.

Es sind nicht die Prädikate und das nackte Sein sondern die vielzählig diffamierten Adjektive, die das Leben lebenswert machen.

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