„Those disappointed in the EU rolling over for Trump (1) overestimate the EU’s leverage (2) underestimate the extent of EU’s dependence on US (trade, energy, tech, security) (3) misjudge pain thresholds for EU politicians (4) ignore broader context & realistic options given above.“
– Daniel Kral (@DanielKral1)
„Die EU gibt Trump nach“ – so der Vorwurf vieler Beobachter angesichts der angekündigten US-Zollpolitik. Daniel Kral bringt es nüchtern auf den Punkt:
Wer enttäuscht ist,
(1) überschätzt den Einfluss der EU,
(2) unterschätzt ihre Abhängigkeit von den USA (in Handel, Energie, Technologie, Sicherheit),
(3) verkennt die politischen Schmerzgrenzen innerhalb Europas und
(4) ignoriert die realpolitischen Optionen.
Ob einem diese Analyse gefällt oder nicht: Sie ist realistisch. Sie beschreibt letztlich das Resultat der strategischen Selbstverzwergung und institutionellen Spielchen innerhalb der EU. Sie offenbart die strukturellen Defizite eines Europas, das sich seit Jahren selbst beschneidet – politisch, strategisch, geopolitisch. Kritik an der EU ist nicht nur legitim, sondern notwendig – gerade weil die EU als Projekt alternativlos ist.
Europa ist derzeit nicht in der Lage, seine Interessen souverän und geschlossen gegenüber konkurrierenden Imperien durchzusetzen.
Das transatlantische Schutzversprechen hat dem Kontinent über ein Jahrhundert Stabilität und Wohlstand verschafft. Doch der Preis dafür war – und ist – eine strategische Abhängigkeit, die nun offen zutage tritt.
Vor diesem Hintergrund ist die Entscheidung der EU, auf neue US-Zölle mit Zurückhaltung zu reagieren, historisch erklärbar – aber nicht zukunftsfähig.
Was Europa jetzt braucht:
Handlungsfähigkeit statt Einstimmigkeitsdilemma
Demokratisch legitimierte Entscheidungen auf EU-Ebene
Sicherheits-, Technologie- und Energieautonomie
Vetos einzelner Mitgliedstaaten sind heute realpolitisch untragbar – sie sind dysfunktional und wirken wie ein Anachronismus aus einer anderen Welt. Die Macht der EU entspricht längst nicht mehr ihrer wirtschaftlichen Potenz.
Kurz: Europa braucht ein strategisches Update.
Sonst droht dem ökonomischen Giganten die machtpolitische Verzwergung – nicht nur in der Außenpolitik, sondern bald auch im Inneren.